Das Sicherheitsszenario
Nach Gesprächen mit Akteuren im Hamburger Katastrophenschutz wird im Projekt RESCUE-MATE das Sicherheitsszenario einer Sturmflut fokussiert, die einen Höchstwasserstand von 7m oder mehr über Normalhöhennull (NHN) erreicht. Die Elbe tritt in diesem Szenario über die Ufer und überschwemmt weite Teile des Hafens und die bevölkerungsreichen Stadtteile Hafencity und Wilhelmsburg. Verkehrswege sind z.T. nicht mehr passierbar und die betroffenen Bürger müssen evakuiert sowie Verkehre entsprechend umgelenkt werden. Die Schifffahrt wird eingestellt und Krisenstäbe treten zur Lagebeurteilung, Maßnahmen- und Ressourcenplanung zusammen.
Folgen der Überschwemmung
Durch den lange anhaltenden Stauwasserdruck an der Deichlinie besteht bei einer Sturmflut die Gefahr, dass die Deiche durchweichen.
Schwachstellen im Deich müssen rechtzeitig erkannt und mithilfe von Sandsäcken gesichert werden (erfordert gut strukturierte Logistik der Sandsacklager sowie der Meldeketten und des Transports).
Der schleichend steigende Wasserstand in überfluteten Stadtbereichen bringt Schaulustige oder Ortsunkundige in Gefahr, vom Festland abgeschnitten zu werden.
Subszenario: Ein ertrinkender Mensch muss in der Elbe lokalisiert und gerettet werden (unter Umständen durch Bauteile oder Treibgut zusätzlich erschwert).
Folgen des Sturms
Die Windgeschwindigkeit einer Sturmflut kann auf bis zu 120 km/h ansteigen (11BFT).
Im Hamburger Hafen besteht die Gefahr, dass sich Schiffe aus der Vertäuung lösen.
Eine regelmäßige Überprüfung der Schiffsvertäuung sowie zusätzliche Sicherung durch Schlepper ist notwendig.
Subszenario: Ein Schiff könnte auf der Elbe treiben und Deiche oder Brücken beschädigen.
Herausforderungen bei der Evakuierung
Der Inselstadtteil Wilhelmsburg besteht zu 50% aus Überschwemmungsgebiet. Die ca. 55.000 Einwohner müssen rechtzeitig und effizient evakuiert werden.
Welche Unterkünfte sind frei bzw. gefüllt? Welche Rettungswege versperrt, überlastet oder überflutet? Wann können betroffene Gebiete tatsächlich als evakuiert gelten?
Wilhelmsburg ist über eine begrenzte Anzahl an Brücken mit dem Stadtgebiet verbunden. Die Kenntnis über freie Rettungswege muss sichergestellt sein.
Zur gezielten Leitung der evakuierten Bevölkerung wird eine aktualisierte Übersicht zur Verfügbarkeit und Auslastung der Notunterkünfte benötigt.
Überlastete Funknetze erschweren die Kommunikation zwischen den Krisenstäben und betroffenen Bürgern.
Die Funktion der Warnsystem muss technisch sichergestellt sein und deren Bedeutung inhaltlich bekannt sein.
LÜKEX15
Ein ähnliches Szenario wurde 2015 auch bei der Länder- und ressortübergreifenden Krisenmanagementübung (LÜKEX) betrachet. Mehr Informationen hierzu sind im Erfahrungsbericht der LÜKEX15 zu finden (insbesondere Kapitel 2). Die Übung wurde aufgrund von Überlastung der teilnehmenden Kommunen in der Flüchtlingskrise allerdings abgesagt.